Es ist überraschend still in Bus Nr. 26, einem der 4 großen Reisebusse, die sich auf der Rückfahrt aus Rom nach Magdeburg und Halle befinden. Die Busse sind voll beladen mit 12- bis 22-Jährigen aus dem Bistum Magdeburg und ihren Betreuern. Alle dösen vor sich hin und genießen die angenehme Funktion der Klimaanlage, denn eine erlebnisreiche Woche unter der mediterranen Sonne Roms liegt hinter ihnen.
Nach einer Übernachtfahrt erreichten die Teilnehmenden am letzten Sonntag im Juli die ewige Stadt. Auf dem Campingplatz "Tiber", idyllisch gelegen auf einer Insel im Fluss, etwa 12 km außerhalb des Zentrums, kamen die Busse endlich zum Stehen. Das Team der Arbeitsstelle für Jugendpastoral erwartete die etwa 250 Minis – weitere 100 waren anderweitig in Rom unterwegs – bereits, für jeden gab es letzte Materialien wie (Regen-)Sonnenschirme oder Armbänder, an die man eintauschbare Knöpfe heften kann. Steilwandzelte und Mobilheime wurden bezogen und die Jugendlichen machten sich mit Klimaanlagen, Mücken, Ameisen und dem auf dem Platz befindlichen Pool vertraut.
Nachdem am Montagmorgen alle ausgeschlafen hatten und sich jeder genügend Brötchen für den Tag geschmiert hatte, fuhren die Minis endlich nach Rom hinein, um etwas durch die Stadt zu schlendern, das erste italienische Eis zu genießen und das Flair auf sich wirken zu lassen. Im Anschluss daran feierten alle Teilnehmenden den Auftaktgottesdienst mit Bischof Feige an einem besonderen Ort: Eine der wenigen unterirdischen Hallenkirchen dieser Größe gibt es bei den Domitilla-Katakomben. Ihre kühlen Mauern fassen gut 300 Personen und bilden den Ausgangspunkt für die Besichtigung der Katakombe, die von einer Frau - Domitilla - gestiftet wurde.
Einen der Höhepunkte der Fahrt bildete für einige Minis sicherlich die Papstaudienz am Dienstag. "Doch es war extrem heiß", meldeten viele im Nachhinein zurück. In Rom ist es zur Zeit etwa 37 Grad warm und die Sonne brennt. Den Nachmittag über mitten auf dem Petersplatz auf den Papst zu warten, ist trotz Wasserwerfer, genügend zu trinken und Sonnenschutz eine Belastbarkeitsprobe. Viele Jugendgruppen blieben deshalb lieber im Schatten und beobachteten die Massen vom Rand des Platzes aus. Berichten zufolge waren über 90.000 Besucher auf dem Platz versammelt, wobei die Botschaft des Papstes leider schwer verständlich war, da es bei der Übersetzungsfunktion technische Schwierigkeiten gab. Trotzdem war der Dienstag für viele ein besonderes Ereignis.
Neben christlichen Themen und liturgischen Ereignissen sollte aber auch das übliche Sightseeingprogramm nicht zu kurz kommen. Am Mittwoch sowie am Freitag konnten die Teilnehmenden aus verschiedenen Angeboten wählen. Der größte Teil aus dem Bistum Magdeburg besuchte das Kolosseum und das Forum Romanum. Es wurde eine Stadtführung mit dem Schwerpunkt Geheimtipps, Gassen und Hinterhöfe der Stadt angeboten, eine Führung durch den Petersdom - und ein für Rom doch sehr untypischer Programmpunkt: Eine Fahrradtour. Durch Rom? Schon Obelix wusste: Die spinnen, die Römer. Nun, in diesem Fall sind es Holländer, die die anfangs skeptischen Jugendlichen durch Parks und entlang ruhiger Straßen und Grünanlagen an der Via Appia führten. Alle Teilnehmenden genossen den Fahrtwind und hatten viel Spaß.
Im Anschluss an diesen vielseitigen Mittwoch fand das Blind Date statt. Dieser Programmpunkt ist Bestandteil jeder Mini-Wallfahrt und bringt fremde Jugendgruppen in Kontakt. Die Magdeburger Minis erlebten den Abend ganz unterschiedlich.
Blind Date
Für das Blind Date wurden die Jugendlichen aus dem Bistum Magdeburg in 4 Gruppen aufgeteilt. Diese Gruppen bekamen einen Treffpunkt zugewiesen, ohne zu wissen, wer, also welche 1,2 anderen Gruppen, sie dort erwartet. In der Pilger-App war eine Anleitung, bzw. ein Programmangebot zu finden, was die Gruppen zusammen tun können, um in Kontakt und Austausch zu treten. Somit trafen sich mitten in Rom, auf viele verschiedene Plätze verteilt, Ministrantengruppen aus ganz Deutschland, um miteinander zu singen und zu beten - um sich kennenzulernen.
Ein Blind Date der Extraklasse hatten die Minis aus Halle. An der Via del Corso trafen sie auf Gruppen aus den Bistümern München-Freising und Paderborn. Nach kleinen Startschwierigkeiten beteiligten sich alle MInistranten rege am Blind Date Programm und tauschten ganz nach dem Motto der Wallfahrt ihre persönlichen Friedenswünsche aus.Zum Ende hin nahm das Treffen so viel Fahrt auf, dass die bayrischen Minis noch eine Schuhplattler-Tanzeinlage zum besten gaben. Die 12-jährige Pia hätte gern noch mehr solcher "Action" im Blind Date-Programm erlebt. Und bei ihr und auch den anderen Minis kam das Blind Date so gut an, dass sie sich gern noch mehr Veranstaltungen dieser Art im Wallfahrtsprogramm wünschten.
Ganz anders erging es den Minis aus Magdeburg, die sich auf der Piazza del Parlamento mit Teilnehmenden aus den Bistümern Dresden-Meißen und Speyer trafen. Die Jugendlichen sahen dem Ereignis erwartungsvoll entgegen. Sobald alle versammelt waren, wurde mit dem Programm begonnen und alle Beteiligten hatten sehr viel Spaß an der Begegnung mit ihnen bis dato völlig unbekannten Jugendlichen aus anderen Teilen Deutschlands, die aber der Dienst am Altar verbindet. Nach wenigen Minuten wurde das Treffen jedoch von den in der Nähe stationierten Carabinieri aufgelöst. Die verbale Verständigung war schwierig, die Begründung unklar, die Gesten jedoch eindeutig. Die einen meinen, es läge am Versammlungsverbot vor dem Parlamtentsgebäude, die anderen nennen die Jugendlichen, die sich auf den Stufen zum Eingang niedergelassen hatten und das schattige Plätzchen ungern räumten, als Auslöser. So endete dieses Blind Date unplanmäßig nach dem vorgezogenen Friedensgebet und jede Gruppe ging wieder ihrer Wege. Doch "trotz der kurzen Zeit haben wir schöne Eindrücke und Erfahrungen im Austausch mit den anderen gewonnen," meint Chris, 19 Jahre aus Magdeburg.
Den Donnerstag machte das Bistum Magdeburg zum Ausflugstag. Nach dem Frühstück standen entweder ein Tag in Ostia Antica, der alten Hafenstadt mit anschließendem Strandbesuch oder ein Besuch in Castel Gandolfo und bei den Don Bosco Schwestern auf dem Programm.
Der Großteil der Teilnehmenden hatte sich für den Strand und eine Abkühlung im Mittelmeer entschieden. Nach einer Stunde in Ostia Antica mit seinen vielen alten Ruinen brachten die 3 Busse alle Wasserratten zum kühlen Nass.
Nur Bus Nr. 24 fuhr nach Castel Gandolfo, welches, seitdem der Papst dort nicht mehr residiert, als Museum der Öffentlichkeit freigegeben ist. Mit Audio-Guides gingen die Minis durch eine Austellung über die verschiedenen Päpste in der Geschichte, bevor sie im zweiten Stock des kleinen Palastes die ehemaligen Gemächer des Papstes besichtigten. Große Räume mit eleganten alten Möblen, bunt verzierten Decken und Wänden und großen Fenstern mit malerischer Aussicht beherbergten Büro-, Konferenz- und Privatzimmer der Päpste. Überaschend klein und schlicht fällt das Bett des Papstes aus, in dem übrigens zu Zeiten Nazideutschlands viele jüdische Kinder geboren wurden.
Im Anschluss daran wanderten die Jugendlichen durch das kleine Städtchen, welches auf einem Hügel an einem riesigen See gelegen ist, zum Ausbildungshaus der Don Bosco Schwestern. In dessen Garten erholten sich die Jugendlichen von der Hitze, während zwei Novizinnen von ihrem Lebensalltag erzählten. Nach anfänglichem Zögern stellten die Jugendlichen viele Fragen, von Tagesablauf bis hin zu Lebensphilisophie. Zum Abschluss hin durften sie das Gebäude besichtigen und die Landschaft von der Dachterasse aus bestaunen.
Nach dem Besichtigungsprogramm am Freitag, welches durch einen Besuch der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl erweitert wurde, brachten sich viele Jugendliche aktiv in die Gestaltung des bunten Abschlussabends auf dem Campingplatz ein. Neben gemeinsamem Singen, Spielen, Danksagungen und Organisatorischem führten die Jugendlichen Sketche auf, übten sich im Poetry Slam, tanzten, machten Musik ... und fielen erschöpft ein letztes Mal in ihre römischen Betten.
Am Samstag standen alle früh auf, um noch schnell die letzten Dinge einzupacken und aufzuräumen, denn schon bald rollten die Busse. Nicht nur in Bus 24, auch in den anderen dreien dösen die Teilnehmenden noch etwas vor sich hin, hängen ihren Erinnerungen nach und nehmen gedanklich Abschied von einer vielseitigen, aufregenden und spannenden Woche in der Ewigen Stadt. Nach einem kurzen Stopp in Brixen, wo sie sich noch einmal die Beine vertreten, zusammen Vorabendmesse feiern und sich von einander verabschieden können, erreichen alle vielleicht nicht ganz munter aber gesund am frühen Sonntagmorgen ihr Zuhause. Doch damit ist es nicht zuende, denn 2020 bietet sich mit "Mit Luther zum Papst" eine weitere Woche Rom für die ganze Familie und auch die Vorfreude auf die nächste Miniwallfahrt ist schon da.