Dem Frühling entgegen
Kennt ihr Situationen, dass ihr etwas früher toll fandet und heute eher blöd? Das betrifft sicherlich viele Interessen, die sich im Laufe des Lebens verändern, oder man merkt dies z.B. bei Betrachten älterer Fotos, auf denen man eine komische Frisur trägt oder einen heutzutage unmodernen Pullover anhat. Mir ging es die Tage genau umgekehrt: Etwas, das ich früher blöd fand, hat mich nun auf einmal angesprochen. Im Vorbeigehen hörte ich, wie Schüler*innen sich ein auswendig gelerntes Gedicht vortrugen:
Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
(“Er ist´s” von Eduard Mörike, 1804-1875)
Genau an diesem Tag kam -gefühlt- erstmalig seit langer Zeit die Sonne hervor und man konnte erste Frühblüher sehen, die es bereits durch die kalte Erde geschafft hatten. Und während ich das Gedicht zu Schulzeiten eher langweilig fand, fand ich auf einmal, wie passend der Autor doch das Kommen des Frühlings beschrieben hat.
“Ostern entgegen” heißt auch “dem Frühling entgegen”. Voller Freude darüber, dass alles zu neuem Leben erwacht.
BR