Engel im Alltag

Kennst du das? Solange etwas da ist, nimmt man es nicht groß zur Kenntnis oder sieht es als gegeben an. Sobald es aber weg ist, merkt man, dass es fehlt.

So ging es mir mit den Bronze-Engeln vor dem Westportal der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg. Seit “jeher” standen sie dort und wurden plötzlich geklaut. Das hat alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, sehr betroffen gemacht.

Als ich vor ein paar Tagen – ohne Vorahnung, im Alltags-Trott und leicht corona-deprimiert – an St. Sebastian vorbei kam, sah ich, dass zwei Mitarbeiter einer Firma die originalgetreu nachgebauten Engel wieder aufbauten. Das hat mich richtig gefreut.

Als ich nach einer kurzen Erledigung wieder an der Kirche vorbeikam, nahm ich etwas wahr, was mich erneut erfreute. Ein junger Mann, noch mit Fahrradhelm auf dem Kopf, half den beiden Männern spontan, die schweren Engel vom Transporter zu hieven und an der richtigen Stelle abzustellen. Zufälligerweise kam er nach getaner Arbeit an mir vorbei, so dass ich sagte: “Toll, dass Sie den beiden Männern geholfen haben!” Trotz Maske konnte ich erkennen, dass er sich darüber freute, dass seine Hilfsbereitschaft wertgeschätzt wurde. Und er sagte noch, dass die Engel deutlich schwerer seien, als sie aussähen.  

Den beiden Männern hätte ich auch noch gerne gesagt, wie schön ich es finde, dass die Engel wieder da sind. Aber da sie so in ihre Arbeit vertieft waren, habe ich mich nicht getraut.

Für mich sind alle drei “Engel im Alltag”. Die vielleicht “nur” ihre (schwere) Arbeit machen oder einfach mit anpacken. Engel im Alltag schenken Freude. Und das haben die drei getan.