Aufgrund der Pandemie mussten viele von uns die Zeit Anfang des Jahres Zuhause im Homeoffice oder Distanzunterricht verbringen. Auch ich arbeitete viel vom heimischen Schreibtisch aus: so nahm ich unter anderem an verschiedenen (natürlich digitalen) Konferenzen teil, unterstützte die Vorbereitung und Durchführung einiger Online-Angebote, bereitete Social-Media-Posts vor, und, und, und. Einige meiner gewohnten Aufgabenfelder fielen weg, während neue hinzukamen. Eine dieser neuen Aufgaben war der Einsatz in der Grundschule St. Franziskus in Halle an der Saale, dem ich zwischen Anfang Februar und Anfang Juni dieses Jahres nachging.
Von der Idee, die Grundschule in der schwierigen Pandemie-Zeit zu unterstützen, bis zum Start des tatsächlichen Einsatzes ging es sehr schnell: einige kurze E-Mail-Wechsel später fuhr ich am 02. Februar das erste Mal nach Halle. Nach einer kleinen Hausführung und Einweisung konnte ich direkt in der Notbetreuung der zweiten Klassen (die als Kohorte zusammengelegt worden waren) starten. Gemeinsam mit ein bis zwei Lehrer:innen und der FSJlerin der Schule unterstützte ich die Kinder bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben. Die Schüler:innen bekamen für jeden Tag eine von ihren Lehrer:innen zusammengestellte Aufgabenliste, die sie ebenso wie die zuhause betreuten Kinder größtenteils selbstständig bearbeiteten. Bei aufkommenden Fragen halfen wir beim besseren Aufgabenverständnis und der Aufgabenbearbeitung. Die Pausen verbrachten die Schüler:innen meist auf dem Schulhof, wo sie von uns beaufsichtigt wurden. Dort spielten sie gemeinsam, bauten im Schnee Berge und ein Iglu oder kletterten auf dem Klettergerüst. Als besonders empfand ich in der zweiten Klasse unter anderem die täglichen Morgenkreise und – am Ende der Woche – Abschlusskreise im Raum der Stille.
Ab Mitte Februar bis zum Ende meines Einsatzes war ich durchgängig (mit Ausnahme der Pfingstferien, in denen ich den Ferienhort unterstützte) in der dritten Klasse eingesetzt. In dieser Zeit gab es einige Wechsel zwischen Notbetreuung und Präsenzunterricht. Während ersterem half ich ebenso wie in der zweiten Klasse Kindern, die Fragen hatten und zum Teil einigen Schüler:innen, denen es schwerfiel, sich zu konzentrieren oder die in einem bestimmten Fach Schwierigkeiten hatten, intensiv. Dabei wechselte ich – zumindest während der Notbetreuung – mehrfach zwischen den beiden dritten Klassen, um die betreuenden Lehrer:innen je nach täglichem Bedarf zu unterstützen.
Während des Präsenzunterrichts arbeitete ich hauptsächlich mit einem Schüler zusammen, dem es sehr schwerfiel, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Ich saß neben seinem Tisch und erklärte ihm die Aufgaben, die er bearbeiten sollte. Dann versuchte er sich daran, die Aufgaben zu lösen und ich beantwortete seine Fragen bzw. erklärte die Vorgehensweise zum Lösen der Aufgabe oder den genauen Aufgabeninhalt. Manchmal gingen wir auch zum Bearbeiten oder individuellem Auszeitnehmen auf den Gang. Oft hatte er keine wirklichen Probleme, die Lösung der Aufgaben zu ermitteln, nachdem er einmal verstanden hatte, wie das Grundprinzip des Lösungsweges funktioniert und was in der Aufgabe ermittelt werden sollte. Er musste vielmehr immer wieder erinnert werden, dass er sich jetzt dem Lösen der Aufgabe widmen sollte, da er sich schnell ablenken ließ oder keine Motivation mehr hatte. Dann halfen die kurzen Auszeiten auf dem Gang, in denen ich ihm manchmal etwas vorlas (aus verschiedenen Büchern, die im Klassenraum zur Verfügung standen oder von Sachunterricht-Plakaten, die die Schüler während des Distanzunterrichts gestaltet hatten und die nun im Gang aufgehängt worden waren) oder wir uns einfach unterhielten.
Außerdem begleitete ich die Klasse zum Sportunterricht und half der Sportlehrerin z.B. als Schiedsrichterin beim Zwei-Felder-Ball oder beim Betreuen einer Station und unterstützte zudem die Lehrer:innen bei der Pausenaufsicht auf dem Schulhof.
Während der Pfingstferien war ich außerdem im Ferienhort eingesetzt, wo ich besonders bei der Betreuung der Kinder der ersten und zweiten Klasse mithalf. An einem Tag bastelten wir dort gemeinsam Blumen aus Filz, die am nächsten Tag alten Menschen im betreuten Wohnen als kleiner Hoffnungsgruß in der schwierigen Pandemiezeit übergeben wurden. An anderen Tagen spielte ich verschiedene Spiele mit einzelnen Kinder, z.B. das Steinchenspiel oder Vier-gewinnt als 3-D-Version. Am Nachmittag verbrachte ich manchmal Zeit in der Arena, in der ich mit den Kindern Fußball spielte. Besonders waren die täglich stattfindenden religionspädagogischen Angebote im Raum der Stille, an denen alle Hortkinder teilnahmen. Dort wurden Evangeliumstexte kindergerecht vorgelesen und besprochen. Außerdem wurde in der Mitte des Sitzkreises mithilfe von Puppen, die von den Kindern entsprechend des Gehörten umgestellt wurden, der Inhalt des Vorgelesenen verdeutlicht.
Abschließend kann ich sagen, dass ich meine Zeit in der Grundschule St. Franziskus sehr genossen habe. Das Kollegium und die Kinder haben mich sehr lieb aufgenommen, sodass mir der Abschied am 08. Juni schwer fiel.
Die Fotos entstanden mit freundlicher Genehmigung der Schulleitung.