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70 Jahre Jugendhaus - herzlichen Glückwunsch!

Titelbild zum News-Artikel 70 Jahre Jugendhaus - herzlichen Glückwunsch!

Das Jugendhaus in Roßbach und seine Geschichte

Ein eigenes Haus wird notwendig

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges verselbständigte sich die Jugendseelsorge des Kommissariats Magdeburg notgedrungen. Da es für die Jugendlichen immer schwieriger wurde, an Angeboten im Jugendhaus bei Paderborn teilzunehmen, ergab sich die Errichtung eines eigenen Jugendbildungshauses. 1954 konnte durch Vermittlung von H. Aufderbeck das Haus „Bergfrieden“ in Roßbach gekauft werden, das 1905 vom Pensionär Schunke errichtet, 1915 von Oberst Rando erworben und nach dem zweiten Weltkrieg durch die Ordensschwestern als Erholungsheim für pflegebedürftige Schwestern genutzt wurde. Bereits ab Juli 1954 gab es im vorerst provisorisch hergerichteten Haus die ersten Kurse für bis zu 70 Jugendliche. Am 17. November 1954 wurde eine kleine Kapelle in einem Zimmer des Hauptgebäudes dem Heiligen Michael geweiht und das neue Jugendhaus gesegnet.

religiöses Zentrum der Bistumsjugend

Das nun „Sankt- Michaelshaus“ genannte Begegnungshaus entwickelte sich bald zum religiösen Zentrum der gesamten Jugend des Bistums Magdeburg. Ein neuer Seitenflügel mit neuen Schlafzimmern für Jugendliche und einem größeren Gruppenraum wurde errichtet. Aufgrund der typischen Versorgungsengpässe der DDR-Wirtschaft mussten auf dem zum Haus gehörigen Hanggrundstück Obst und Gemüse angebaut werden. Außerdem wurden in den Anfangsjahren Schweine gemästet und Hühner gehalten. Ab Frühjahr 1955 begann der regelmäßige Kursbetrieb im Jugendhaus. Vor allem die gemeinsame Feier der Kar- und Ostertage sollte zu einem wichtigen Bestandteil des Roßbacher Angebotes werden. Bis 1989 blieb das Michaelshaus überwiegend eine Einrichtung für katholische Jugendliche.

Vom Rückzug aufs Land nun mittendrin in Kultur und Freizeit

Als 1954 der Bischof von Paderborn das Grundstück und Objekt der heutigen Sankt-Michaels-Hauses erwarb, ging es vor allem darum, einen Ort jenseits von Stadt, Alltag, Arbeit und DDR-Politik zu haben, an dem junge Menschen zu sich und ihrem Glauben finden können. Das, was in Roßbach für die jungen Menschen geschah, spielte sich in den Räumen und auf dem Gelände des Hauses statt. Im wahrsten Sinne des Wortes ein kirchlicher Rückzugsort. Propagandafreie Kultur wurde selbst geschaffen, politisierte Freizeitorganisation erfuhr hier eine Alternative selbstorganisierter Aktivitäten. Doch neue Zeiten rufen neue Konzepte hervor… Von 1989 bis 1992 wurde das Michaelshaus dafür grundlegend umgebaut.

Heute leben junge Menschen bei uns zwar im säkularisierten Raum. Aber nicht mehr in der kirchlichen Anfeindung. Und die Saale- Unstrut Region hat sich zu einem Zentrum mitteldeutscher Kultur- und Freizeiterlebens entwickelt. Kirche hat hier nur am Rande mitgewirkt (z. B. Memleben). Vor allem ist man mit dem Standort Roßbach beschenkt worden mit einer Entwicklung, die deutschlandweit Aufmerksamkeit erfährt: Mit Kulturschätzen wie dem Naumburger Dom, Schloss Neuenburg, die Arche Nebra mit der Himmelsscheibe, Kloster und Kaiserpfalz Memleben, Kloster und Landeschule Pforta sind nur die Highlights hier genannt. Naturnahe Erholung findet ein dichtes Netz an Wander- und Radwanderwegen, Naturschutz und Landschaftsschutzgebieten. Aktive Freizeitgestaltung ist mit Fahrradtouren, Kanufahrten oder Schwimmbadbesuchen der Umgebung bestens möglich. Alles von hoher Bedeutung für das Aufmerksam Werden von Gruppen mit Kindern und Jugendlichen auf das Sankt-Michaels-Haus.

Bildungsort für junge Menschen aus Kirche, Schule und Gesellschaft

Wo früher örtliche Kirche, Schule, Gesellschaft viel bot an Werteweitergebe, Beheimatung und Gruppenerleben und Häuser wie das Roßbacher Jugendhaus einer zusätzlichen Landerholung oder einem besonderen Erlebnis/Highlight vorbehalten blieb, was Gruppen auch noch stark selbst organisierten, sieht es heute anders aus. Örtliche Kirche kann sich vermehrt nicht mehr richtig konstituieren, Familienverbünde werden kleiner und isolierter, Schule sich in seinen Reihen vergeblich Erfolge bei der Persönlichkeitsförderung und Wertevermittlung und zieht sich gar auf technische Wissensvermittlung zurück. Es braucht Orte, an denen man vermittelnde Impulse wahrnehmen kann, ob auf religiöser Ebene durch kirchliche Initiativen oder persönlichkeitsbildnerisch im Kontext Schule oder politisch-wertebezogen in freien Gruppen oder Trägern. Das Sankt-Michaels-Haus hat den Vorteil, dieser Ort zu sein und hat ein entsprechendes Bildungsprogramms für junge Menschen etabliert. Es ist das einzige Jugendhaus in der Trägerschaft des Bistums Magdeburg und als solches anerkannt als Jugendbildungsstätte im Land Sachsen-Anhalt. Die Verantwortung für den Betrieb und die inhaltliche Nutzung liegt bei der Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendpastoral (AKJ). Es war und ist es ein Anliegen, das katholische Haus offen zu betreiben, es als einen Lern- und Begegnungsort für Menschen unterschiedlichster Couleur zu gestalten und Teilhabe für alle jungen Menschen zu ermöglichen.

Dr. Hartmut Spring/Stephan Schmitz-Tekaath

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